Jana Kinback, Oktober 2023

Die meisten von uns Trainern können oft nur verzweifelt hinsehen: Es gibt immer mehr Sporteinsteiger, die die einfachsten Übungen nicht hinbekommen, weil sie verkürzt, steif und unbeweglich sind. Dies oft unabhängig vom Alter, sondern infolge mangelnder körperlicher Aktivität und schlechter Körperhaltung.

Vornehmlich sind es Menschen, die bisher einen großen Bogen um Bewegung gemacht haben. Wenigstens bis zu dem Augenblick, an dem sie auf deiner Matte erschienen sind. Ihr guter Wille ist nun aber da, jetzt liegt es an dir, deine Mitturner zu begeistern und sie bei Laune zu halten, damit sie ihr Beweglichkeitsproblem lösen können. Wie aber geht genau ein Beweglichkeitstraining mit hohem Spaßfaktor?

Die Wurzeln der Unbeweglichkeit

Schon Joseph Pilates (1883-1967) hat gesagt, dass derjenige, der mit 30 steif ist, als alt bezeichnet werden kann, wogegen jene, die mit 60 beweglich ist, jung geblieben ist.

Wir behaupten, dass Joseph recht hatte. Denn seit seiner Lebenszeit hat sich beweglichkeitsmäßig nichts verbessert, ganz im Gegenteil! In seiner Aussage nimmt er die 30-jährigen als Maßstab, heutzutage könnten wir schon bei den 10-jährigen anfangen!

Aber warum werden Menschen immer unbeweglicher?

Hier einige Gründe:

  1. Alter: Mit zunehmendem Alter nehmen Flexibilität und Beweglichkeit des Körpers ab. Dies liegt unter anderem an einer Abnahme der Elastizität der Muskeln, Sehnen und Bänder sowie an einer Verringerung der Gelenkbeweglichkeit.
  2. Mangelnde körperliche Aktivität: Wenn Menschen einen sitzenden Lebensstil führen oder wenig körperliche Aktivität ausüben, verschlechtert sich ihre Beweglichkeit automatisch. Die Muskeln werden schwächer und verkürzen sich, was die Bewegungsfreiheit zwangsläufig einschränkt.
  3. Verletzungen oder Krankheiten: Verletzungen wie Knochenbrüche, Muskelzerrungen oder Gelenkverletzungen führen zu einer vorübergehenden oder dauerhaften Einschränkung der Beweglichkeit. Auch bestimmte Krankheiten wie Arthritis oder Osteoporose beeinträchtigen die Beweglichkeit enorm.
  4. Fehlhaltungen und schlechte Körperhaltung: Eine schlechte Körperhaltung kann zu muskulären Dysbalancen führen, bei denen bestimmte Muskeln verkürzt und andere geschwächt sind. Die Muskeln arbeiten nicht mehr optimal miteinander, was in eine geringere Beweglichkeit mündet.
  5. Stress und psychische Belastungen: Auch Stress und psychische Belastungen haben Einfluss auf das Beweglichkeitsvermögen. Verspannungen und Muskelverkürzungen sind oft eine Folge davon.

Ganz egal, aus welchen Gründen Kursteilnehmer auf deiner Matte erscheinen. Sie sind nun da und möchten, dass ihnen geholfen wird. Offensichtlich verstehen sie nun, dass es wichtig ist, sich regelmäßig zu bewegen, zu dehnen und eine gute Körperhaltung zu fördern.

Idee: Myofasziales Dehnen

Die von uns vorgestellte und favorisierte Beweglichkeitsmethode kommt aus dem Faszientraining und heißt Myofasziales Dehnen. Denn Faszientraining und Beweglichkeitstraining sind eng miteinander verbunden.

Faszien sind das Bindegewebe in unserem Körper, welches Muskeln, Organe und andere Strukturen umgibt. Durch gezieltes Faszientraining können wir die Elastizität und Flexibilität unserer Faszien verbessern, was wiederum zu einer besseren Beweglichkeit führt. Indem wir unsere Faszien geschmeidig halten, beugen wir Verklebungen und Verhärtungen vor, die zu Bewegungseinschränkungen führen können. Faszientraining ist daher eine wichtige Ergänzung zum Beweglichkeitstraining, um unseren Körper elastisch und beweglich zu halten.

Hinzu kommt, dass Myofasziales Dehnen nicht nur guttut, sondern auch Spaß macht und für jedes Kursformat eine großartige, impulsive Abwechslung bedeutet.

Beim Myofaszialem Dehnen werden möglichst lange Faszienketten gedehnt. Dazu werden Positionen gewählt, die über mehrere Gelenke führen, um eine ganze Faszien-Ebene in eine maximale Dehnung zu bringen. Innerhalb der Dehnposition werden Richtungsänderungen und Winkelvariationen durchgeführt, um das dreidimensionale Fasziennetz in mehrere Richtungen auseinanderzuziehen. An einigen Stellen kann dynamisch nachgedehnt werden: durch minimales Nachfedern, durch ein Dehnen gegen einen Widerstand oder durch den Einsatz von Gewichten.

Kreativität

Bevor wir dir einige Übungen vorstellen, klären wir zunächst, wie man diese in den eigenen Unterricht integrieren kann. An dieser Stelle ist deine eigene Kreativität gefragt – entsprechend der folgenden Kriterien:

  • Krankenkassenbezuschussung
    In einen zertifizierten Kurs kannst du diese Übungen nur einfügen, wenn diese im Kurskonzept der ZPP (Zentrale Prüfstelle Prävention) integriert wurden. So hat zum Beispiel das Myofasziale Dehnen in einer Wirbelsäulengymnastik-Stunde nichts zu suchen, wenn dieses in dem Kurskonzept nicht genehmigt wurde.Dennoch kannst du bei der ZPP einen Beweglichkeitskurs „Faszientraining“ zertifizieren lassen, in dem myofasziales Training fester Bestandteil ist. Fehlt dir die Fortbildung zum Faszientrainer und hättest du gerne eine ZPP-konforme Einweisung in einen Faszienkurs, so kannst du dies mit unserem Modul Faszientraining verwirklichen – bequem von zu Hause aus, zu beliebigem Zeitpunkt.Eine wichtige Voraussetzung dafür ist, dass du von der ZPP bereits als Präventionstrainer anerkannt bist. Oder aber, du holst dir diese Anerkennung über unseren Studiengang zum Präventionstrainer für Bewegung. In diesem ist das Modul Faszientraining inbegriffen: https://sporthera-akademie.com/portfolio-items/praeventionstrainer-fuer-bewegung/
  • Kursart
    Unterrichtest du freie, also nicht von Krankenkassen anerkannte Kurse, so hast du mit dem Myofaszialen Dehnen freie Hand. Integriere dieses in deine Aufwärmphase, um den Kreislauf in Schwung zu bringen (bestens geeignet für Kurse, die mit einer Entspannungsphase enden). Oder führe das Myofasziale Dehnen zum Abschluss deiner Kurseinheit durch, um die Teilnehmer mit „Schwung und guter Laune“ zu verabschieden (ideal für peppige Kurse, die viel mit Motivationstechniken arbeiten).
  • Zielgruppe
    Beim Myofaszialen Training solltest du unbedingt dein therapeutisches Auge schulen. Da einige Übungen dynamisch, mit Schwung und großen Hebeln ausgeführt werden. Sollte jemand mit einer Hüftprothese dabei sein, könnte dieser Probleme damit haben. Genauso, wie jemand mit einer Bandscheibenvorwölbung durch unkontrolliertes Nachdehnen seine Beschwerden verschlimmern könnte. Das Myofasziale Dehnen ist perfekt für Personen ohne körperliche Einschränkungen oder gesundheitliche Vorbelastungen. Deshalb gehört es in das ZPP-Präventionsprinzip 1. Dieses richtet sich an Personen, die Bewegungsmangel vorbeugen wollen.

Übungen zum Kennenlernen

Und nun stellen wir dir die Übungen des Myofaszialen Dehnen vor. Dafür lassen wir dich in einen Teil unseres Video-Übungskatalogs hineinlinsen, welches wir ursprünglich für unsere Studenten zusammengestellt haben. Der Weg dahin ist folgender: https://youtu.be/BQQBXAti4u8

Wir wünschen dir viel Spaß beim Nachmachen und beim Umsetzen in deinen eigenen Kursen!