Michael Janke, August 2023
Der erste Ansatz zur Beantwortung dieser Frage beginnt mit einer Begriffsbestimmung. In Anlehnung an Paragraf 20 des Präventionsgesetzes wäre eine Sportart dann „präventiv“, wenn sie in der Lage ist, Krankheitsrisiken zu vermindern oder zu vermeiden. Da wir als Präventionstrainer im Handlungsfeld „Bewegung“ unterwegs sind, müsste dieser Satz um den Passus erweitert werden: „… die auf einen Mangel an Bewegung zurückzuführen sind“. Denn Krankheiten, die mit einem Mangel an körperlicher Aktivität in Beziehung gebracht werden können, gibt es, bildlich gesprochen, wie Sand am Meer. Zwangsläufig drängt sich hier der Verdacht auf, dass es die eine, im Sinne der Prävention eierlegende Wollmilchsau unter den Sportarten wohl nicht geben kann. Oder ist jemandem eine Aktivitätsform bekannt, die chronische Rückenbeschwerden einerseits und eine bestehende Insulinresistenz andererseits, sozusagen in einem Abwasch angehen kann? Bei Rückenproblemen macht man myo-fasziales und/oder sensomotorisches Rückentraining, um die Wirkung eines chronisch erhöhten Blutzuckerspiegels zu mindern, der möglicherweise einer Diabeteserkrankung den Weg ebnet, werden nach wie vor ausdauernde Belastungen und/oder ein, den ganzen Körper umfassendes Krafttraining als wirksamste Mittel der Wahl empfohlen.
Sicher, beide Themen ließen sich im Alltag gleichermaßen angehen. Aber, Hand aufs Herz, welche unserer Klienten haben heutzutage schon die Zeit, mehrere Trainingseinheiten pro Woche hinlegen zu können? Diese wären aber notwendig, sollen die hierfür notwendigen Trainingsaktivitäten sowohl reizwirksam sein als auch Regeneration ermöglichen. Was empfehlen wir also einem Kursteilnehmer, der sowohl „Rücken hat“ als auch einen zu hohen Blutzuckerspiegel?
Präventiver Kompromiss
Ganz offensichtlich kann die Antwort hierauf nur auf einen Kompromiss hinauslaufen. Für die meisten Normalverbraucher sind 1 – 2 Trainingseinheiten á 45-90 Minuten bei gutem Willen sicherlich hinzubekommen. Hinsichtlich ihrer Reizwirksamkeit, wäre dies aber das absolute Minimum. Auf das obige Beispiel bezogen, müsste eine Bewegungsform gefunden werden, die beide Problembereiche während ein und derselben Trainingsbelastung zugleich anspricht. Eine Variante würde in einer Kombination unterschiedlicher Trainingsreize bestehen. Beispielsweise könnten vor und nach stoffwechselbetonten Aktivitäten wie Joggen, Walking, Schwimmen, Radfahren, sensomotorische und/oder myofasziale Übungen durchgeführt werden. Eine andere Möglichkeit wäre die Verbindung mehrerer Übungen des Yoga oder Pilates in einem übergangslosen Flow. Während die einzelnen Übungen jeweils auf Rückenwirkung abzielen, könnte aufgrund der fließenden Übergänge parallel auch der Stoffwechsel angeregt werden. Die Frage ist nur: Welchen Namen hat so eine Kombi aus unterschiedlichen, präventiv wirksamen Bewegungsformen? Denn wo kein Name, da keine Sportart!
Zur Erinnerung. Wir versuchen gerade die Frage zu klären, was die „präventivste“ aller Sportarten ist. Wir suchen nach einer körperlichen Aktivität, die den Folgen des Bewegungsmangels am effektivsten vorzubeugen vermag. Anders formuliert, um gesund zu bleiben. Allerdings ist dies eine höchst individuelle Angelegenheit. Denn was für Person A eine gesunde Bewegungsdosis ist, kann für Person B schädlich sein. Welche Sportart ist hier in der Lage, alle und jeden gleichermaßen effektiv zu bedienen? Die Antwort liegt auf der Hand. Keine!
Die Mischung macht`s
Und dennoch lassen sich einige Aktivitätsformen hinsichtlich ihres präventiven Potenzials als besonders geeignet hervorheben. In die Bewertung einbezogen werden hierbei nicht nur die körperlichen Auswirkungen, sondern auch die Wahrscheinlichkeit, sich bei deren Ausübung verletzen zu können. So mögen Mountainbiking oder Alpinskifahren dem Herzkreislauf-System und dem Gelenkstoffwechsel gute Dienste leisten. Mit einem verletzungsträchtigen Sturz ist bei ihnen aber erheblich eher zu rechnen als beim Walking über Felder und Wiesen. Bezogen auf die Blockbuster unter den Bewegungsmangel-Folgen sind deshalb Sportarten anzuraten, die verletzungsfrei den gesamten Körper beanspruchen.
Persönliche Interessen
Gemessen an den aktuellen WHO-Empfehlungen zum gesunderhaltenden Bewegungsausmaß, entschärft sich die Antwortsuche nach der präventiv wirksamsten Sportart erheblich. Demnach kommen nämlich eine Menge unterschiedlichster Aktivitätsformen in Betracht. Für den Einzelnen, der nach einem geeigneten Kurs- bzw. Bewegungsangebot sucht, verbessert sich dadurch die Auswahlmöglichkeit erheblich. In der Folge kann nun viel eher nach persönlicher Neigung oder individuellem Talent gewählt werden, was ein bedeutsamer Faktor ist. Denn, was keinen Spaß macht, wird kaum dauerhaft beibehalten werden. Die hohen Dropout-Raten von Fitness-, Gesundheits- und Reha-Angeboten dürfte in fehlender Freude an der Bewegung eine wesentliche Ursache haben.
Fazit
Was lässt sich aus all dem bis hierher Gesagten schlussfolgern? Die Einschätzung, was als präventiv beste Sportart zu gelten hat, kann nur der Einzelne für sich selbst treffen. Und mehrere Faktoren sind dafür bestimmend:
- präventive Wirksamkeit des Bewegungsangebots
- geringe Verletzung- und Überlastungswahrscheinlichkeit
- gute Zugänglichkeit vor Ort
- hoher Spaßfaktor
- persönliche Neigung für die Art der Bewegungen
Präventionstrainer, die entsprechend den aktuellen Bestimmungen des Leitfadens Prävention ja ausschließlich Gruppenkurse durchführen, dürften die Ergebnisse einer repräsentativen forsa-Umfrage aus dem Jahr 2019 besonders freuen. Demnach sagen 36 % derjenigen, die gerne mehr für ihre Gesundheit tun würden, dass sie dies bevorzugt in der Gruppe tun würden. Außerdem gaben sie an, dass ihnen eine finanzielle Unterstützung den Einstieg sehr erleichtern würde. Ein Bewegungsangebot, welches all diese Facetten aus einer Hand anzubieten vermag, ist durch die Brille des Einzelnen betrachtet – die beste „präventive Sportart“.
Hm, und was sagt uns das Ganze? Uns Präventionstrainern? Eine ganze Menge! Weil wir über eine Qualifikation verfügen, die von der Zentralen Prüfstelle für Prävention anerkannt ist, dürfen wir Bewegungskurse anbieten, die von den gesetzlichen Krankenkassen finanziell bezuschusst werden. Auf diesem „Marktplatz der Möglichkeiten“ haben wir viele Optionen, um Präventionssportkurse diverser Art anbieten zu können. Beste Bedingungen also, um sich hier beruflich zu engagieren.
Eine anspornende Erkenntnis für jeden von euch, der sich spätestens beim Lesen dieser Zeilen dazu entschieden hat, sich an unserer Akademie zum Präventionstrainer zu qualifizieren. Professionell und auf den Punkt, einfach und bequem von zu Hause aus. Besser geht’s nicht.
Herzlichen Glückwunsch zu dieser Entscheidung!